Im letzten Beitrag zum Thema Gründung habe ich herausgearbeitet, wo für mich die Vorteile einer GmbH bzw Kapitalgesellschaft liegen. (GmbH Gründung vs Einzelfirma) Nach einer Beratung mit meinem Notar zum Thema Gründungskosten, habe ich mich aber für die Gründung einer UG entschieden. Die UG (haftungsbeschränkt) ist sozusagen eine Mini-GmbH.
Im Folgenden versuche ich euch mit durch den Gründungsprozess zu führen und auch das eine oder andere Fachwort etwas verständlicher auszudrücken. Das hier soll ja kein Fachartikel sein…
Contents
Was unterscheidet die UG (haftungsbeschränkt) und die GmbH?
Stammkapital
Die UG und die GmbH sind Kapitalgesellschaften. Das heißt, die Haftung der Gesellschaft (Firma) ist beschränkt auf das Firmenvermögen. Der Gesellschafter (Besitzer der Firma) haftet nicht zusätzlich mit seinem Privatvermögen.
Im Falle der GmbH heißt das, zu Beginn haftet sie mit 25.000€. Das ist das Stammkapital, was für die Eintragung im Handelsregister und damit Gründung vorhanden sein muss. Eingezahlt werden auf das Konto der Firma müssen aber zunächst nur 12.500€. Hier kommt jetzt der größte Unterschied zur UG (haftungsbeschränkt). Bei der UG kann das Stammkapital frei gewählt werden und zwischen 1€ und 24.999€ betragen.
Das Stammkapital meiner UG beträgt 1.000€. Damit kann ich auf jeden Fall die ca. 200-300€ Gründungskosten und ca. 200€ für Buchhaltungssoftware (Lexware Buchhaltung) für die ersten beiden Jahre finanzieren. Vermutlich sind 1.000€ in etwa das Minimum, das man für die UG festlegen sollte, um das Stammkapital nicht zu schnell aufzubrauchen.
Stammkapital bedeutet, dass ich als Gesellschafter zur Gründung 1.000€ auf das Geschäftskonto der UG überweisen muss und diese dort für den Geschäftsbetrieb zur Verfügung stehen. Diese 1.000€ gehören jetzt rechtlich nicht mehr mir, sondern sind Eigentum der UG. Das Geld ist nicht als Sicherheit irgendwo hinterlegt, sondern kann von der UG ausgegeben werden.
Gewinnverwendung
Am Ende des Jahres entscheidet die Gesellschafterversammlung der UG / GmbH darüber, wie der Gewinn verwendet werden soll. In der GmbH kann die Gesellschafterversammlung theoretisch den kompletten Gewinn an die Gesellschafter ausschütten. In der UG müssen mindestens 25% des Gewinns zurückgelegt werden, um das Stammkapital der Firma zu erhöhen. Ziel ist es dabei durch die Gewinnrücklagen mindestens 25.000€ zu erreichen, also gleich gestellt zu sein mit einer vollwertigen GmbH.
1. Schritt zur UG / GmbH Gründung. Notartermin.
Gegründet habe ich meine UG (haftungsbeschränkt) nach Musterprotokoll. Für eine kleine Firma wie meine, die von einer einzelnen Person gegründet wird, ist das Musterprotokoll entwickelt worden. Es erleichtert den kompletten Gründungsprozess und lässt in der eigenen Firma maximale Handlungsfreiheit. Vor allem aber reduziert das Musterprotokoll die Kosten der Gründung, weil keine individuellen Verträge ausgearbeitet werden müssen.
Natürlich sollte man sich vor der Gründung schlau machen und viel recherchieren. Wenn es dann so weit ist, ist es aber recht einfach, die folgenden Punkte schickt man vorher dem Notar. Der trägt sie ins Musterprotokoll ein und liest einem das Protokoll mit dem einen oder anderen Hinweis vor.
Was steht im Musterprotokoll?
Wenn ihr das Musterprotokoll aufgerufen habt, werdet ihr sehen, dass in dem Protokoll die Formulierung UG (haftungsbeschränkt) nicht auftaucht. Die UG ist keine eigene Rechtsform, sondern nur eine Abwandlung der GmbH mit ein paar Besonderheiten. Daher wird sie wie eine GmbH gegründet.
Um das ganze etwas aufzuschlüsseln habe ich versucht die Fragen zu formulieren, die das Musterprotokoll beantwortet.
Wer Beurkundet und wer Gründet die UG / GmbH?
Datum, Notar und Personalien des Gründers.
Wie heißt die Firma und wo ist sie?
Name der Firma und Firmenadresse. Wichtig ist bei der Firmierung, dass diese die Rechtsform klar nach außen hin tragen muss. Beispielsweise Sparhörnchen UG (haftungsbeschränkt). Auf den Zusatz haftungsbeschränkt darf bei der UG nicht verzichtet werden, wenn man geschäftlich nach außen auftritt. Hier sollte außerdem unbedingt darauf geachtet werden, dass es keine Konflikte mit anderen Firmen gibt, die eine ähnliche Bezeichnung haben und dass man keine Markenrechte verletzt.
Was macht die Firma?
Unternehmensgegenstand. In diesem Punkt wird definiert, was das Unternehmen eigentlich genau macht. Beispielsweise „Handel mit Lego, Vermietung von Wohnmobilen“ Bei größeren Unternehmen ist dieser Punkt dazu da, um den Handlungsspielraum der Geschäftsführer zu definieren. Bei meiner kleinen Ein-Personen-UG ist das eher ein statistischer Wert.
Wie viel Geld steht der Firma am Anfang zur Verfügung:
Stammkapital der Gesellschaft. Bei meiner kleinen UG 1.000€.
Wem gehört die Firma?
Wer hier für die Zahlung des Stammkapitals eingetragen ist, ist nachher der Gesellschafter (Besitzer der Firma / des Firmenanteils). Wenn ich z.B. mit Frau Sparhörnchen eine Firma zu je 50% hätte teilen wollen, hätten wir je 500€ vom Stammkapital übernehmen müssen.
Wer ist verantwortlich für die Firma?
Eine UG / GmbH ist keine Person, daher wird ein Geschäftsführer eingetragen. Der Geschäftsführer ist dann für die Firma verantwortlich. Insbesondere Führung der Geschäfte, Sicherstellung einer ordentlichen Buchführung, Aufstellung des Jahresabschlusses (Bilanz) und des Lageberichtes. Anmeldungen zum Handelsregister und wenn es schlecht läuft Beantragung des Insolvenzverfahrens usw.
Bei meiner kleinen UG ist das ganz einfach. Es gibt ja nur eine Person in der Firma, also bin ich Gesellschafter (Besitzer) und Geschäftsführer (Verantwortlicher) gleichzeitig.
Damit ist das Musterprotokoll dann verlesen und ausgefüllt und die Firma befindet sich in Gründung. Die offizielle Gründungsurkunde gibt es ein paar Tage später mit der Post. Der Notartermin hat bei mir inkl. Smalltalk ca. 11 Minuten gedauert.
2. Schritt zur UG / GmbH Gründung. Geschäftskonto.
Die UG / GmbH ist eine eigenständige juristische Person. Also braucht sie ein eigenes Konto. Schließlich wird eine UG / GmbH ja extra gegründet, um privates Vermögen von Haftungsrisiken der Firma zu trennen. Außerdem hat man mit einem separaten Konto eine bessere Kontrolle über die Finanzen der Firma.
Wichtig ist das Konto in Schritt zwei aber vor allem für die Einzahlung des Stammkapitals. Meine 1.000€ habe ich ja nicht dem Notar bei der Beurkundung in die Hand gedrückt, sondern muss diese auf ein Geschäftskonto der UG überweisen und über diese Einzahlung einen Nachweis an den Notar erbringen.
Solange der Nachweis über diese Einzahlung des Stammkapitals nicht vorhanden ist, wird eine Firma nicht in das Handelsregister eingetragen. Die Gründung ist also so lange nicht abgeschlossen.
Geschäftskonten für Firmen in Gründung werden leider fast nur von den großen Filialbanken angeboten und werden dort häufig mit einer Kontoführungsgebühr von mindestens 10€ / Monat verkauft + X-Cent pro Buchungsvorgang. Bei 1.000€ Stammkapital würden die Kontoführungsgebühren also im ersten Jahr 12% des Stammkapitals ausmachen. Das war mir dann doch ein bisschen viel.
Einzelne Onlinebanken beginnen aber auch Konten für UGs / GmbHs in Gründung anzubieten. Mir ist dabei wieder Fyrst positiv aufgefallen. Die Bank nutze ich heute schon für meine Bullivermietung (Einzelfirma) als Geschäftskonto und das läuft gut. Zwar werden auch dort 6€ / Monat Kontoführungsgebühr für Kapitalgesellschaften fällig, aber im Vergleich zu den Filialbanken kann man einiges sparen.
Ebenfalls gut scheint das Angebot der Grenke Bank zu sein. Dort ist das Konto kostenfrei, einzig die Mastercard wird mit 2,90€ pro Monat berechnet, außer man erreicht einen Kreditkartenumsatz > 3.000€ p.a. Allerdings scheint die Aktivität als Bank nicht das Hauptgeschäftsfeld des Unternehmens zu sein, sondern eher Leasing.
Ich habe für meine UG zum Test das Grenke Konto gewählt. Leider hat die Eröffnung vom Antrag bis zur Übermittlung der Kontonummer fast zwei Wochen gedauert. Das war natürlich sehr frustrierend und hat mich bei der Umsetzung meiner Pläne deutlich nach hinten geworfen. Falls jemand Erfahrungen damit hat, wie lange Fyrst für eine Kontoeröffnung für eine UG in Gründung benötigt, bitte ich um einen Hinweis in den Kommentaren.
Die 1.000€ Stammkapital sind jetzt überwiesen und damit kann ich dann den Kontoauszug an den Notar schicken.
Ich hoffe dieser kleine Erfahrungsbericht war spannend für euch. Gebt mir gern ein Feedback oder stellt Fragen dazu in den Kommentaren.
Die nächsten Schritte folgen in Teil 2.
Disclaimer
Dieser Post "Erfahrungsbericht UG gründen Teil 1: Notartermin und Bank" spiegelt meine Meinungen und Erfahrungen zu den dargestellten Themen wieder. Er beinhaltet keine Anlage- oder Investmentempfehlung.
Ausgehende Links sind teilweise Affiliatelinks, für deren Nutzung eine Vermittlungsprovision an mich fließen könnte.
Sehr spannend, danke, dass du deine Leser daran teilhaben lässt. Bitte unbedingt fortsetzen!
Ich hatte mal irgendwo gelesen, dass eine UG gegenüber einer GmbH langfristig weniger Sinn macht, weil sie ganz ähnlich ist, aber mittelfristig mehr Kosten anfallen (unter anderem mehr Notarkosten, wenn ich mich richtig erinnere). Muss man die UG bei Erreichung der 25.000 € Eigenkapital in eine GmbH umwandeln und ist das mit zusätzlichen Kosten/Aufwand verbunden? Gibt es einen weiteren Grund, warum du die UG gewählt hast, außer dass so anfangs weniger Kapital dort gebunden ist? Wie sehen (abgesehen von den Kontogebühren) deine erwarteten Fixkosten pro Jahr aus?
Hallo Tim,
danke für das Feedback. Für mich ist die UG erstmal „Spielzeug“ mit dem ich das Unternehmertum zu günstigen Konditionen testen kann. Man muss sie nicht in eine GmbH umwandeln, auch nicht wenn 25.000€ erreicht sind. Aber du hast Recht, wenn man es tut wird es teurer als eine reine GmbH Gründung.
Der Vorteil ist an dieser Konstellation, dass sich die UG theoretisch ihr Geld für die Umwandlung selbst verdienen kann. Ich werde die UG erstmal mit ordentlich Gesellschafterdarlehn ausstatten, denn mit den 1.000€ würde ich nicht weit kommen. So habe ich auf die Darlehen Zinserträge (ca. 2%), die ich zu 26,25% KAP-Steuern aus der UG abführen kann. Zudem bleibt das Geld als Darlehen theoretisch einfacher verfügbar, als wenn es in Stammkapital gebunden ist.
Meine Fixkosten werde ich versuchen zu begrenzen, aber die bestehen mindestens aus Kontoführungsgebühren (ich schätze ca. 50€), Buchhaltungssoftwaregebühren (ca. 200€), Verpackungslizenz (ca. 35€). Zudem sollte man wohl noch in etwa 50€ für Behördenzeug einplanen. Aber das werde ich schon herausfinden.
Alles in Allem habe ich ja nicht vor von dem Thema zu Leben, daher kann das erstmal einigermaßen amateurhaft starten und ich kann viel lernen. Das Wichtigste ist, dass ich im Auge behalten muss, dass der Firma das Geld nicht schnell ausgeht.
Hallo Jens,
danke für die schnelle Rückmeldung. Ich mag es, so etwas durchzurechnen und mit anderen Unternehmensformen zu vergleichen für den Fall, dass ich auch mal eine UG / GmbH gründen möchte. Die Kosten sind ja wirklich überschaubar. Es wäre sehr interessant, wenn du nach dem ersten Jahr hier Bilanz ziehen würdest.
Das mit dem Eigendarlehen ist eine sehr geschickte Idee, die mir schon bei Kommers „Vermögen Schützen“ hängengeblieben ist. Wie stellst du sicher, dass das Finanzamt die 2 % akzeptiert?(Stichwort Fremdvergleich) Einfach bei einer Bank ein schriftliches Angebot einholen?
Die Liquidität ist auf jeden Fall ein wichtiges Thema, das man nicht unterschätzen sollte.