Das Urlauben im Camping-Van ist beliebter als selten zuvor. Auch deswegen schießen die Preise für beispielsweise VW-Bullis immer weiter in die Höhe. Zudem kann auch die Instandhaltung des Fahrzeugs eine Menge Geld und Nerven kosten. Eine entspannte Alternative ist das Mieten eines Campers. Ich habe das Campersharing für ein verlängertes Wochenende im Oktober getestet.
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Die Idee
Geplant waren drei Tage an der niedersächsischen Nordseeküste. Feste Pläne hatte ich keine, nur nach dem einem oder anderen Stellplatz hatte ich in der App Park4Night recherchiert (für Android / für IOS).
Meine wichtigsten Kriterien dafür waren, dass die Plätze für die Nacht wenig Kosten oder sogar kostenfrei sind. Außerdem sollten sie sich auf dem Weg von Wilhelmshaven nach Emden befinden. Möglichst flexibel und spontan wollte ich dabei bleiben und in Zeiten von Corona möglichst wenig fremden Menschen begegnen. Ein Trip mit einem Bulli erschien mir dafür ideal.
Pro und Kontra
Ein Ausflug über ein langes Wochenende in einem Campervan lässt sich kaum mit einem Drei-Tage-Aufenthalt im Hotel oder in einer Ferienwohnung vergleichen. Wer Entspannung und Bequemlichkeit sucht und schlechtes Wetter scheut, sollte sich nicht mehrere Tage in einen Bulli setzen.
Bei einem Bulli-Trip sollte vorher klar sein: Ohne Strom könnte es nachts kalt werden, es gibt weder Toilette noch fließend Wasser. Bei schlechtem Wetter muss auch mal eine Weile in dem Gefährt ausgeharrt werden, ohne Platzangst zu bekommen.
Die Vorteile sind – meiner Meinung nach – allerdings unschlagbar: Flexibilität, Spontanität, aus dem gewohnten Umfeld herauskommen, neue Orte entdecken und viel Zeit auf engem Raum mit sich selbst oder der Reisebegleitung verbringen.
Im Corona-Lockdown kann man das Reiseziel außerdem problemlos kurzfristig anpassen.
Lohnt es sich?
Ich spiele schon länger mit dem Gedanken, mir selbst einen Camper anzuschaffen. Allerdings bin ich zu dem Schluss gekommen, dass sich eine Anschaffung zurzeit noch nicht rentiert. Die Anschaffung passabler Gebraucht-Camper kann schon 20.000 Euro kosten. Dazu kommt noch die Teilkaskoversicherung zwischen 700 und 800 Euro jährlich. Außerdem müsste ich Reparaturen, Instandhaltungskosten sowie Sprit kalkulieren.
Diese Entscheidung sollte also mit Bedacht gefällt werden. Wenn ich – wie zurzeit noch – eher gelegentlich Trips dieser Art unternehmen möchte, lohnt es sich, vorerst einen Mietbulli zu nutzen. Zudem wollte ich mir sicher sein, ob häufiges Urlauben im Van etwas für mich ist. Auch das wollte ich mit diesem Bulli-Trip für mich herausfinden.
Für mein Bulliwochenende hatte ich folgende Ausgaben:
Dreitägige Miete des T5-Bullis in der Nebensaison: | 225,00€ | |
Sprit (Diesel): | 56,64€ | |
Kosten für Parken, Strom, etc.: | 11,00€ | |
Insgesamt: | 292,64€ |
Knapp 300 Euro für ein verlängertes Wochenende voller Freiheit und Ungebundenheit auszugeben, ist für mich ein angemessener Preis.
Die Buchung
So ein VW T5 – Bulli kann am besten auf Campersharingseiten wie:
Yescapa, Campanda oder PaulCamper (30€ Rabatt auf eure erste Buchung über diesen Freunde werben Freunde Link) gebucht werden. Den gewünschten Camper einfach per Klick auswählen und zur Kalenderansicht herunterscrollen, den passenden Zeitraum auswählen und die Buchungsanfrage herausschicken – mehr braucht es nicht. Der Vermieter antwortet dann zeitnah per E-Mail auf die Anfrage und teilt alle relevanten Infos mit.
Die Abholung
Ich bin nur selten zuvor ein Gefährt von dieser Größe und Masse gefahren und die wenigen Male war ich dabei nie allein. Dementsprechend nervös war ich, als ich an einem verregneten Freitag im Oktober in Bielefeld eintraf, um den Bulli abzuholen. Bepackt mit Rucksack und Proviant für die Fahrt bin ich bei dem Vermieter vorbeigekommen.
Den Termin hatten wir vorher einfach über Whatsapp vereinbart. Gemeinsam sind wir das Übergabeprotokoll durchgegangen und mir wurde geduldig jede Frage beantwortet. Im Anschluss ging es zum Camper: Ich bekam eine Einführung in alle relevanten Elemente des Bullis wie Küche, Bett, drehbarer Fahrersitz, Stromanschluss, Standheizung oder Radio. „Falls noch weitere Fragen aufkommen“, sagte der Vermieter, „können wir die ja einfach jederzeit am Handy klären.“
Die Ausstattung
Wie auf der Website beschrieben, müssen an eigener Ausrüstung nicht mehr als eigene Kleidung, ein Schlafsack oder eine bezogene Bettdecke und ein Laken mitgebracht werden. Sobald der Bulli zum ersten Mal betreten wird, ist klar: Alles andere ist schon vorhanden. Die Küche ist für einen Trip bereits gut ausgestattet: Besteck, Geschirr, French-Press, Wasserkocher, elektrische Herdplatte, elektrisch betriebene Kühlbox und sogar ein beweglicher Esstisch. Kochen ist auch möglich, wenn der Bulli nicht an Strom angeschlossen ist. Denn in der Küchenzeile ist ebenfalls ein Gaskocher zu finden. Aufgrund persönlicher Vorlieben haben sich meine Kochamibitionen leider auf Fertiggerichte wie Tütensuppen beschränkt.
Der Start
Nachdem wir alles inspiziert und besprochen hatten, bekam ich die Schlüssel in die Hand. Los ging die große Fahrt. Wie eingangs beschrieben, bin ich selten zuvor einen Wagen von diesem Ausmaß gefahren. Der T5 mit verlängertem Radstand hat mich deshalb zu Beginn ziemlich eingeschüchtert. Doch sobald ich die ersten Runden mit dem Bulli hinter mich gebracht hatte, wurde ich langsam sicherer. Anfangs reichte mein Mut nur für vergleichbar ruhige Strecken via Landstraße, doch schon bald, habe ich gemerkt, wie angenehm sich auch die Autobahnfahrten anfühlen. Denn durch den erhöhten Sitz haben auch kleine Personen ausnahmsweise mal einen guten Überblick über die Situation auf der Schnellstraße.
Park-Panik
Als ich an meinem Zielort Wilhelmshaven angekommen war, stand ich an dem Punkt, den ich die vergangenen drei Stunden versucht hatte, zu vermeiden: Einparken. So leicht sich der Wagen auch fahren lässt, desto schwerer einsehbar ist das unmittelbare Umfeld beim Einparken. Zum Glück ist der VW T5 mit einer Einparkhilfe ausgestattet, die mir unkompliziert beim rückwärts Einparken durch lautes Piepen geholfen hat. Sogar später auf begrenzten Supermarkt-Parkplätzen habe ich es so geschafft, den Bulli auch zu Stoßzeiten unversehrt abzustellen.
Stauraum
Da ich alleine in dem Bulli unterwegs war, hatte ich mehr Stauraum als ich tatsächlich brauchte. Neben dem zum Bett umklappbaren Rücksitz, ist ein Schrankregal installiert, das mehr als genug Fächer bietet, um die wichtigsten Gegenstände stets griffbereit zu haben. Außerdem gibt es mehrere Haken für das Aufhängen im Regen nass gewordener Jacken oder leichter Taschen.
Schlafenszeit
Da ich das Bett bereits bei der Abholung mit dem Vermieter gemeinsam ausgeklappt hatte, musste ich für die erste Nacht lediglich die Matratze mit einem 2m x 1,4m großen Laken beziehen. Auch für Sichtschutz ist gesorgt: Er befindet sich eingefaltet auf dem Schrankregal und lässt sich leicht installieren: Entweder wird er – zum Beispiel bei den Frontfenster – einfach in die Rahmen hineingeschoben oder aber an den Seitenfenster mit Druckknöpfen befestigt. So bleibt es im Bulli auch dunkel, wenn die Scheinwerfer nächtlich abreisender Camper auf den Bulli scheinen.
Stromanschluss
Die „Sache mit dem Stromanschluss“, wie ich es distanziert im Abholgespräch mit dem Vermieter genannt hatte, wollte ich ursprünglich gerne vermeiden. Das lange und schwere Kabel, das Finden eines Platzes mit Stromsäulen und auch das Bedienen der Stromsäule in Kombination stressten mich schon, wenn ich nur daran dachte.
Nach der ersten frösteligen Oktobernacht änderte sich meine Meinung allerdings. Nur mit dem Anschließen an eine Stromsäule konnte ich die Standheizung nutzen. Ich suchte mir also über die App Park4Night einen gratis Stellplatz in der Nähe, der von einer Stadt zur Verfügung gestellt wurde und dazu freies WLAN sowie Stromsäulen bot.
Dort angekommen, stellte ich fest, dass sowohl die Stromsäulen als auch die Standheizung kinderleicht bedienen lassen und das Stromkabel im Fach unter dem Bett sich ebenfalls sehr leicht installieren lässt. So konnte ich nicht nur mit einem warmen Gesicht schlafen, sondern mir vorher auch noch mit dem Wasserkocher einen heißen Tee und auf der Herdplatte ein warmes Abendessen zubereiten.
Die Rückgabe
Mit dem Vermieter hatte ich von Unterwegs den ungefähren Zeitpunkt für die Bulli-Rückgabe ausgemacht. Wie verabredet hatte ich den T5 vollgetankt an der Straße vor seinem Haus geparkt. Er kam heraus und gemeinsam sahen wir uns den Wagen an und gingen die Einzelheiten durch. Ich berichtete ihm, was mir am Equipment aufgefallen war und der Vermieter kontrollierte noch kurz die Armaturen. Am Ende kontrollierten wir noch, ob ich alle meine Habseligkeiten wieder mitgenommen hatte und erhielt meine Kaution zurück. Das war es dann schon: Das Ende eines unkomplizierten und gelungenen Bulli-Trips.
Nützliche Links
Campersharing Plattformen:
PaulCamper (30€ Rabatt auf eure erste Buchung über diesen Freunde werben Freunde Link)
Park und Campingplätze:
Meine Stellplätze:
Kulturerlebnisse:
Disclaimer
Dieser Post "Drei Tage Freiheit und Tütensuppe: Erfahrungsbericht Camper mieten" spiegelt meine Meinungen und Erfahrungen zu den dargestellten Themen wieder. Er beinhaltet keine Anlage- oder Investmentempfehlung.
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