Die richtige Photovoltaikanlage für unser Haus. Die Abrechnung (Teil 3)

In Teil 1 dieser Beitragsserie habe ich mir ausgerechnet, dass eine Photovoltaikanlage ohne Speicher für uns derzeit am attraktivsten wäre. Wie derzeit üblich würde das Einspeiseverfahren Eigennutzung + Überschusseinspeisung verwendet. Ich war dabei zu recherchieren, wie groß der Vorteil einer selbst montierten Photovoltaikanlage gegenüber dem „Solarteur“ wäre.

In Teil 2 habe ich dann einen Elektriker gefunden, der den Punkt Eigenmontage mit mir gemeinsam abwickelt und mir bei der endgültigen Fachplanung weitergeholfen hat. Der Entschluss stand fest, dass ich die Anlage selbst aufs Dach montiere und der Elektriker die Anschlussarbeiten übernehmen würde. Auch das Material stand dann Irgendwann in 2023 endlich auf dem Hof. Leider hat es sich bis zur vollständigen Installation der Anlage insgesamt fast 2 Jahre hingezogen. Das lag aber nicht am Thema Photovoltaik, sondern daran, dass unsere Dachsanierung viel länger gebraucht hat als ursprünglich geplant. Das hat ein paar Nachteile, aber auch einen ganz großen Vorteil mit sich gebracht

Contents

Was hat die PV-Anlage gekostet?

Heute kam die letzte Rechnung zu unserer PV-Anlage und somit bin ich jetzt endlich in der Lage die komplette Aufstellung zu Ende zu bringen.

Der Elektriker hat mir eine Anlage mit folgenden Bestandteilen verkauft:

24 Module mit 405wp4.002,00€
Kostal Hybridwechselrichter Plenticore 7.01.906,25€
Unterkonstruktion zur Aufdachmontage1.860,00€
Kleinteile und sonstiges Montagematerial575,85€
Smart Energy Meter377,50€
Lohnkosten1.539,20€
Gesamtkosten10.930,63€
Aufstellung der Kosten unserer selbst aufgebauten PV Anlage

Aufgrund dessen, dass die Fertigstellung der Anlage so lange gedauert hat, hat sich die Gesetzgebung beendet und die MwSt auf PV-Anlagen ist entfallen. Daher kann ich die Kosten jetzt mit dem ursprünglich günstigsten Nettoangebot vergleichen.

Eine Anlage vom Solarteur für die knapp 10kwp mit kompletter Montage etc. hätte zum Zeitpunkt meiner Bestellung 14.285,71€ gekostet. Damit habe ich durch die eigene Montage auf dem Dach tatsächlich 3.355,08€ gespart.

Hätte sich abgezeichnet, dass die Montage so lange dauern würde und dass die Solarpreise so wie jetzt in den Keller gehen, wäre es natürlich deutlich klüger gewesen noch mit der Montage zu warten bis das Dach fertig ist. Aktuell wären die Module vermutlich 1.500€ günstiger und der Wechselrichter ebenfalls 300€ günstiger. Aber die Verzögerungen bei unserer Dachsanierung waren damals nicht in dem Maße absehbar und der Preissturz bei PV-Modulen hat sich ebenfalls nicht abgezeichnet.

PV-Anlage eingelagert

Wie war der Montageablauf?

Nachdem ich alle Bauteile für die Anlage bereits seit letztem Sommer in der Garage gelagert hatte, war die Baustelle dann im Februar so weit, dass die PV-Anlage vorbereitet werden konnte. Hierzu war als erstes der Elektriker an der Reihe. Die Mitarbeiter kamen und haben die komplette Verkabelung vorbereitet. Der Wechselrichter wurde im Keller installiert, der Schaltschrank passend eingerichtet und verkabelt und die Anschlüsse für die beiden Modulfelder wurden durch einen stillgelegten Schornstein bis oben auf den Dachboden verlegt.

Die Dacharbeiten haben dann noch ein paar Wochen auf sich warten lassen. Im März habe ich unseren Dachdecker einfach gefragt, ob er bei den Eindeckarbeiten nach der Sanierung gleich die Dachhaken für die Modulschienen mit setzen kann. Glücklicherweise ist diese Antwort positiv ausgefallen und der Aufwand für den Dachdecker parallel beim Decken waren vermutlich 2-3 Stunden.

Da ich später selbst noch für mein Balkonkraftwerk Dachhaken und Schienen gesetzt habe, weiß ich dass ich das Haken setzen ebenfalls hinbekommen hätte. Allerdings wäre die Geschwindigkeit wohl deutlich geringer gewesen als bei den Profis.

Nachdem das Dach dann neu eingedeckt war habe ich mich darum gekümmert die Dämmung an der passenden Stelle im Dach zu durchbohren um die Kabel für die PV-Anlage vom Dachboden auf das Dach zu führen. Die Kabelführung unter den Dachpfannen und vor allem der Anschluss des sehr starren Erdungskabels an die Modulschienen haben jedoch schon einiges an Zeit benötigt.

Krannutzung bei der Installation einer PV-Anlage in Eigenleistung

Als diese Arbeiten dann auch erledigt waren, konnten endlich die ersten PV-Module installiert werden. Zu zweit mit einem Freund hat das Verlegen von 12 Modulen etwa 4 Stunden gedauert. So dass die rechte Seite des Daches an einem Vormittag erledigt war. Glücklicherweise stand der Baukran noch. So haben wir uns viel Schlepperei gespart. Danach musste nochmal zwei Wochen gewartet werden, bis die Bauarbeiten am zweiten Teil des Daches beendet waren. Durch die vorherige Übung hat das verlegen der 12 Module auf der linken Seite sogar nur 3 Stunden gedauert. Im Beitragsfoto seht ihr oben den Zustand kurz vor Ende auf der linken Seite.

Da die Anlage bereits passend angeschlossen war, ging diese durch die Verbindung des Stromkreises direkt in Betrieb und produzierte bereits an dem Nachmittag Strom.

Als kleine Zusatzaufgabe habe ich bei der Montage auch beschlossen mein Balkonkraftwerk vom Garagendach auf unsere Dachgaube umzuziehen, da noch 4 Befestigungshaken und ein bisschen Verschnitt von den Modulschienen übrig waren.

Was hat sich seit der Planung in 2022 verändert?

Wie ich oben geschrieben habe, gab es seit 2022 einige Veränderungen in der Gesetzgebung etc. Für uns war hierbei gut, dass die MwSt auf PV-Anlagen entfallen ist. Ansonsten hätten wir im Rahmen einer GbR für die PV-Anlage ein Gewerbe anmelden müssen und sehr großen Aufwand betreiben müssen, um die Anlage abzurechnen und das alles nur um den Steuerabzug geltend zu machen. So konnten wir die 2.073€ MwSt direkt einsparen und haben keinen großen Aufwand bei der Abrechnung mit USt-Erklärungen etc.

Zweiter Vorteil ist, dass sich die Einspeisevergütung seit 2022 erhöht hat. Anstatt 6,85 Cent und diverse Abzüge von Umsatzsteuer in 2022, erhalten wir in 2024 für die Überschusseinspeisung jetzt 8,11 Cent. Somit ist es auch gut, dass unsere Anlage kleiner als 10kwp ist (viel mehr hätte auch nicht aufs Dach gepasst), denn ansonsten wäre die Einspeisevergütung nur 7 Cent.

Zukünftig wird sich der Verbrauch von Strom in unserem Haushalt drastisch erhöhen. Durch berufliche Veränderungen brauchte ich ein neues Auto und habe in dem Zusammenhang ein Elektroauto geleast. Das Fahrzeug wird künftig also hoffentlich zusätzlich ca. 2.000kwh p.a. aus unserer PV-Anlage abnehmen, die dann unseren Eigenverbrauch deutlich steigern und die Kosten für Mobilität senken. Außerdem wird im Sommer noch eine Wärmepumpe unsere bisherige Ölheizung ersetzen. Die Heizung wird jetzt bald 25 Jahre alt und die Zuverlässigkeit in den letzten zwei Wintern war eingeschränkt.

Ärgerlich ist natürlich, dass wir jetzt zwei Jahre auf die Eigennutzung und Einspeisevergütung verzichten mussten und die 8000€ für das Material seit Monaten in Form der nicht aufgebauten PV-Anlage in der Garage standen anstatt 3% Zinsen zu verdienen.

Ab wann rechnet sich die PV-Anlage?

Unser Stromtarif kostet 29,27 Cent pro kwh . Wenn wir nur unseren selbstverbrauchten Strom zählen, dann wäre der Zeitpunkt der Amortisation nach 37.344 kwh eigenem Stromverbrauch erreicht. Mit unserem bisherigen Hausverbrauch von 2.500kwh pro Jahr würden wir also eine Ewigkeit brauchen.

Wenn wir etwas in die Zukunft schauen, gestaltet sich das Bild schon ganz anders. Unser normaler Stromverbrauch wird vermutlich zum Anteil von knapp 1.500 kwh von der PV Anlage gedeckt. Zudem wird das E-Auto 2.000 kwh abnehmen. Auch bei der Wärmepumpe rechne ich damit, dass wir grob 2.000 kwh Beitrag aus intelligenter Nutzung der PV-Anlage ziehen könnten. Damit würden pro Jahr 5.500 kwh Energie aus der Anlage selbst genutzt. Das entspricht einem €-Wert von 1.609€. Zusätzlich blieben grob 3.000 kwh, die ins öffentliche Netz eingespeist werden und uns eine Rendite von zusätzlichen 240€ bringen. Insgesamt also 1.849€ „Ertrag“ aus der PV-Anlage.

Damit würde sich die PV-Anlage in diesem optimistischen Modell nach etwa 6 Jahren rechnen.

ACHTUNG: Das ist natürlich eine Milchmädchenrechnung.

Das E-Auto + Wallbox sowie die Wärmepumpe sind natürlich erhebliche zusätzliche Investitionen. Diese machen die PV-Anlage zwar etwas rentabler, als sie eigentlich wäre. Grundsätzlich wird sich aber erst in Jahren herausstellen, ob diese Entscheidungen im Gegensatz zu den alternativen Investitionen (Diesel-Mittelklassewagen und Ersatz Ölheizung) kaufmännisch klug waren.

Ohne die zusätzlichen Investitionen würden wir knapp 1.500kwh aus unserem Verbrauch decken + 7.000kwh einspeisen. Das wären dann 439,05€ Eigenverbrauch und 567,70€ Einspeisevergütung. Damit also insgesamt 1.006,75€ pro Jahr und letztendlich eine Amortisationszeit von 10 Jahren.

Welches Szenario es dann wird, zeigt sich am Ende. Ich hoffe unsere Investition war klug und wird dazu beitragen, dass die laufenden Kosten unseres Hauses weiter sinken.

Hier nochmal die beiden alten Beiträge, falls ihr euch die Planungsphase nochmal durchlesen möchtet.

Fazit

Eine PV-Anlage selbst aufs Dach zu bauen ist kein Hexenwerk, wenn man ein wenig handwerkliches Geschick mitbringt und sich vorher schlau liest. Der Moment in dem man von unten auf die fertiggestellte PV-Anlage schaut und sieht, dass man gerade seine eigene Stromversorgung gebaut hat, ist sehr befriedigend. Seit die Anlage auf dem Dach ist schaue ich alle paar Tage nach den Erträgen und freue mich darüber, dass ich selbst Anteil daran hatte.

Die Anlage hat mir den Schritt in Richtung E-Auto und Wärmepumpe auf jeden Fall etwas leichter gemacht. Ich hoffe der Plan geht auf und das Thema „Überschuss-Laden“ mit der Wallbox und intelligentes Heizen mit der Wärmepumpe funktioniert langfristig zufriedenstellend.

Sollte die Anlage wirklich 25 Jahre lang laufen bekomme ich auf jeden Fall eine gute Rendite auf meine eingesetzten 10.930€. Zusätzlich freue ich mich darüber langfristig die Betriebskosten unserer Immobilie gesenkt zu haben. Das kann ja sehr hilfreich sein, wenn man später mal an frugalem FIRE oder ähnlichen Lebensmodellen herumüberlegt.

Disclaimer

Dieser Post "Die richtige Photovoltaikanlage für unser Haus. Die Abrechnung (Teil 3)" spiegelt meine Meinungen und Erfahrungen zu den dargestellten Themen wieder. Er beinhaltet keine Anlage- oder Investmentempfehlung.

Ausgehende Links sind teilweise Affiliatelinks, für deren Nutzung eine Vermittlungsprovision an mich fließen könnte.

2 Gedanken zu „Die richtige Photovoltaikanlage für unser Haus. Die Abrechnung (Teil 3)“

  1. Du betreibst also eine PV Anlage mit Einspeisung und parallel ein Balkonkraftwerk?

    Im Nachbarort hier hat jemand mit gleicher Konstellation Ärger mit dem Versorger bekommen, weil es wohl gesetzlich nicht zulässig ist solche Anlagen gemeinsam zu betreiben.

    Soll aber eine Gesetzesänderung hierzu auf dem Weg sein.

    Besser mal erkundigen bevor es Zirkus gibt.

    1. Danke für den Hinweis. Hätte ich jetzt so garnicht im Blick gehabt und du hast mich hoffentlich vor einem Fettnäpfchen bewahrt.
      Aktuell bekomme ich noch keine Einspeisevergütung, daher ist es derzeit noch kein Problem.
      Beim schlau-lesen habe ich jetzt herausgefunden, dass das durch die neuen Regelungen seit 2024 etwas entspannter sein könnte. Aber ganz sicher bin ich mir noch nicht.
      Vermutlich ist es schlau die kleine Balkonanlage erstmal auszustecken und 12 Monate zu warten bis sie wieder angeschlossen wird, damit sie separat von der Hauptanlage läuft.

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