Wohnmobilvermietung – Hat sich das gelohnt?

Viele von euch werden auf meinem Blog bereits frühere Artikel zur Wohnmobilvermietung gefunden haben. Seit 2017 habe ich durchgehend einen oder mehrere Bullis vermietet. Zu Beginn war es mein alter T3 „Le Bulli“ und seit Ende 2019 mein schöner T5 California „Le Bulli 2“. Aufgrund der aktuell extrem hohen Verkaufspreise für Campingfahrzeuge und Stress habe ich mich aber entschieden die Wohnmobilvermietung erstmal zu pausieren und Le Bulli 2 zu verkaufen. Zeit ein Fazit zu ziehen.

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Anschaffung meines Bullis

Le Bulli 2 habe ich im November 2019 von einer Privatperson gekauft. Der Kaufpreis damals waren 36.000€. Das Fahrzeug war zu dem Zeitpunkt 6 Jahre alt, hatte 75.000km gelaufen und war top gepflegt. Im Preis inbegriffen gab es glücklicherweise diverse Anbauteile wie Markise, 4-fach Fahrradträger, Vorzelt, Winterreifen etc.

Teilfinanziert habe ich das Fahrzeug mit einem Ratenkredit zu 2,66% p.a. Natürlich sind im November / Dezember 2019 keine Mieten mehr zustande gekommen. Aber einige Buchungen für 2020 wurden bereits abgeschlossen.

Bei der Versicherung habe ich zunächst eine normale KFZ Versicherung für Le Bulli 2 abgeschlossen und die Paul Camper Zusatzversicherung genutzt um meine Vermietung abzuwickeln. Rückblickend betrachtet ein großes Risiko, da ich eindeutig geplant hatte den Wagen gewerblich zu Nutzen und die Bedingungen der Zusatzversicherung eine gewerbliche Nutzung ausschließen. Für diejenigen, die ihr Fahrzeug nicht gewerblich nutzen und nur die laufenden Kosten ihres privaten Wohnmobils refinanzieren wollen ist Paul Camper aber noch immer die beste Adresse.

So musste ich ein halbes Jahr nach Beginn der Vermietung den Wagen umschreiben zu einem gewerblichen Selbstfahrervermietfahrzeug und eine Selbstfahrervermietversicherung abschließen. Glücklicherweise war diese spezielle Versicherung bisher sehr günstig.

Geschäftsjahr 2020

Durch Corona ist 2020 dann deutlich schlechter angelaufen als erwartet. Alle Buchungen, die für März und April und teilweise Mai vorgesehen waren, wurden storniert. Glücklicherweise haben Sommer und Herbst diese Rückschläge gut ausgeglichen. Auf der Einnahmenseite standen dadurch 10.362€.

Im Jahr 2020 hatte ich am Ende 13 Vermietungen mit knapp 120 Miettagen. Le Bulli 2 hat in dem Jahr 21.961km in der Vermietung zurückgelegt. Dafür, dass die Saison erst Ende Mai losging war das ein Rekordjahr.

Auf der Ausgabenseite sah es durch hohe Anfangsinvestitionen relativ ungünstig aus. Insgesamt habe ich 5.777€ ausgegeben. Davon waren 1.392€ Einmalkosten im Zusammenhang mit der Bulliausstattung wie beispielsweise Schonbezüge von Ukatex und ein vernünftiges Calicap. Außerdem natürlich eine komplette Campingküchenausstattung etc. Außerdem habe ich 1.218€ Vermittlungsprovisionen an Paul Camper gezahlt.

Der Überschuss in 2020 kann also mit ca. 4.585€ angegeben werden. Aber Achtung! Der Wertverlust des Fahrzeugs und Steuern sind bisher nicht berücksichtigt.

Steuerlich habe ich übrigens einen Verlust von 2.615€ gemacht, da der Bulli mit 7.200€ pro Jahr über 5 Jahre abgeschrieben wird.

Geschäftsjahr 2021

Das Jahr 2021 lief auf der Einnahmenseite deutlich erfolgreicher als 2020 und durch die Selbstfahrervermietversicherung konnte ich zusätzlich deutlich mehr Geschäft direkt abwickeln ohne Vermittlungsplattform. Die Einnahmen beliefen sich auf 11.425€.

Für 2021 standen am Jahresende 143 Miettage zu buche mit 15 Mietern. Die zurückgelegte Strecke lag bei 20.862km.

Die Ausgabenseite hat sich trotz der ersten Instandhaltungskosten (Neue Reifen / Ölwechsel / neue Schranktüren etc.) deutlich verbessert. Ausgegeben habe ich 4.486€. Für die Vermittlung fielen dabei nur 427€ an es hat sich gelohnt etwas Geld und Zeit zusätzlich zu Paul Camper in die direkte Vermarktung zu stecken. Reparaturen schlugen mit 1.257€ zu Buche.

Der Überschuss in 2021 lag bei ca. 6.393€. Aber Achtung! Auch hier ohne Wertverlust und Steuern.

Steuerlich wurden wieder die Abschreibungen von 7.200€ geltend gemacht und der Verlust war 807€.

Geschäftsjahr 2022

Dieses Jahr hat die Wohnmobilvermietung ebenfalls gute Ergebnisse erwirtschaftet. Eingenommen habe ich 11.848€.

In 2022 bin ich auf 137 Miettage gekommen. Es gab dieses Jahr nur 12 Vermietungen, aber die durchschnittliche Reisedauer war deutlich länger. Leider waren auch die gefahrenen Strecken deutlich länger als in den Vorjahren. Insgesamt wurden 28.955km zurückgelegt. Ausschlaggebend dafür waren zwei Mieter. Einer, der für 3 Wochen bis nach Portugal gefahren ist und dort eine Rundreise gemacht hat (6.289km). Und mein Cousin, der für 15 Tage bis ans Nordkap gefahren ist (6.434km). Ohne diese beiden Ausreißer wäre die Strecke wieder auf Vorjahresniveau gewesen.

Trotz der höheren Laufleistung, sind die Kosten ähnlich gewesen wie 2021. Vor Abschreibungen bin ich bei 4.757€ gelandet. Reparaturen und Instandhaltung beliefen sich dabei auf 1.650€. Vermittlungsgebühren waren wieder ca. 400€.

Der Überschuss lag dadurch bei 7.091€. Aber Achtung! Der Wertverlust und Steuern sind bisher nicht berücksichtigt.

Wie ihr seht wäre 2022 steuerlich bei einem Verlust von 109€ gelandet durch die Abschreibungen, wenn ich den Wagen bis 2023 behalten hätte.

Der Verkauf des Bullis

Im Oktober 2022 habe ich beschlossen meinen Bulli zu verkaufen. Diejenigen, die häufiger hier im Blog vorbei schauen und auch die Monatsberichte lesen, haben das an der einen oder anderen Stelle schon als Ankündigung gesehen.

Die Wohnmobilvermietung hat mir die letzten Jahre zwar viel Spaß gemacht, aber 2022 fühlten sich die 12 Vermietungen mit insgesamt 137 Mietnächten zwischenzeitig sehr nach Stress an.

Beispielsweise musste ich zwischen zwei Mieten die nur einen Tag auseinander lagen dringend die beiden Hinterreifen wechseln lassen. Ein Mieter hatte einen Steinschlag in der Scheibe durch den die komplette Scheibe gewechselt werden musste. Das Display der Camperunit musste ausgetauscht werden und mehrfach musste ich den Bulli nach der Rückgabe noch reinigen, um ihn am nächsten Tag wieder vermieten zu können. Das ist natürlich Tagesgeschäft für einen Wohnmobilvermieter und die letzten Jahre auch unproblematisch gewesen, aber 2022 fühlte es sich belastender an als zuvor.

Glücklicherweise hatten einige Mieter schon direkt nach der Miete angekündigt, dass sie Interesse an dem Fahrzeug hätten und auch auf meine Anzeige bei Ebay Kleinanzeigen habe ich große Resonanz bekommen.

Also konnte ich Le Bulli 2 vor ein paar Tagen an eine ehemalige Mieterin verkaufen und habe 34.900€ Kaufpreis bekommen. Die Wohnmobilpreise sind aktuell aufgrund des Nachfrageüberhangs und erheblicher Produktionsengpässe wirklich verrückt. Aber zum Glück wusste meine Mieterin genau worauf sie sich einlässt und hatte im Sommer wohl die längstmögliche Probefahrt mit 22 Tagen. Das hat sie in ihrer Entscheidung den Bulli trotz des Preises zu kaufen bestärkt. Es hätte sogar zwei weitere Kaufinteressenten gegeben, denen ich absagen musste.

Was habe ich an der Wohnmobilvermietung verdient?

Um diese Frage zu beantworten schauen wir uns erstmal an, welche Überschüsse ich in den Jahren verdient habe und welchen Wertverlust der Wagen hatte:

20204.585€
20216.393€
20227.091€
Verkauf-1.100€
Gesamt16.969€ (ohne Betrachtung von Steuern)

Ohne jetzt auf steuerliche Feinheiten eingehen zu wollen kann davon ausgegangen werden, dass bei mir in etwa 40% Steuern auf die Überschüsse fällig werden, das entspricht 6.787€. Natürlich ist das komplett falsch berechnet, der Näherungswert, der herauskommt passt aber trotzdem ganz gut und alles andere war mir für den Blog zu kompliziert. Wer gern die komplette steuerliche Sichtweise sehen möchte muss mir eine Nachricht schreiben 😉

Nach dieser Näherungsrechnung wäre der Gewinn nach Steuern 10.182€. Damit habe ich mir pro Jahr durch die Wohnmobilvermietung 3.394€ hinzuverdient. Das entspricht dem 1,5-fachen eines durchschnittlichen Nettomonatsgehalts pro Jahr zusätzlich. (2.165€ laut Statista)

Fazit zur Wohnmobilvermietung:

Leider ist die Wohnmobilvermietung absolut kein passives Einkommen, sondern sehr aktiv. Bei der Anzahl der Vermietungen pro Jahr, TÜV, Wartung, Reinigung etc. ist davon auszugehen, dass ich pro Jahr mindestens 50 Stunden (wenn nicht sogar deutlich mehr) an dem Thema gearbeitet habe. Das wäre ein Stundenlohn von 67,88€ netto.

Zusätzlich zur Arbeitszeit kommt das Investmentrisiko. Schließlich hätte ich mir die 36.000€ auch zu 2,66% leihen können und damit andere Investitionen tätigen. Allerdings sind Investitionen immer auch mit Risiko verbunden.

Alternatives Investment: Hätte ich in den berühmten A1JX52 (Vanguard FTSE All-World ETF) investiert, hätte ich 443,4 ETFs für ca. 81,19€ eingekauft. Der Kurs am Verkaufstag wäre 95,48€ gewesen, ergibt einen Kursgewinn von 6.335€ – 1.670€ Kapitalertragssteuer = 4.665€. Abzüglich Zinsen von 1.327€ (ich hatte den Bulli nicht komplett finanziert). Ergibt insgesamt 3.338€ bzw 1.113€ pro Jahr, die ich im gleichen Zeitraum mit einem passiven ETF Investment erzielt hätte. Da hat sich die Arbeit mit dem Bulli zum Glück schon mehr gelohnt.

Außerdem und das ist noch viel wichtiger, gibt es das unternehmerische Risiko. Ich hatte wahnsinniges Glück. In den letzten 3 Jahren hat das Fahrzeug kaum an Wert verloren und es gab keine größeren Verschleißschäden. Wäre der Fahrzeugwert wie erwartet auf 28.000€ zurückgegangen anstatt bei 34.900€ zu bleiben, dann hätte diese Rechnung sehr viel trauriger ausgesehen und ich wäre „nur“ bei 10.000€ Überschuss vor Steuern und etwa 6.000€ nach Steuern gelandet.

Grundsätzlich ist aber zu sagen, dass die Wohnmobilvermietung großen Spaß gemacht hat und ich mir durchaus in der Zukunft vorstellen kann nochmal damit anzufangen. In den 3 Jahren habe ich viele nette Mieter kennengelernt und hatte das Gefühl vielen Menschen ein sehr positives Erlebnis ermöglicht zu haben. Einige Mieter haben Le Bulli 2 jedes Jahr wieder gemietet.

Trotzdem ist jetzt erstmal Zeit für eine Pause. Wenn ihr euch trotzdem gern als Wohnmobilvermieter versuchen möchtet oder Lust auf Campingurlaub habt, dann schaut mal bei Paul Camper rein. Dort könnt ihr euch ein gutes Bild machen, was gerade in eurer Region so am Markt los ist. So hat bei mir auch alles angefangen. Alternativ könnt ihr natürlich auch meine Wohnmobilwebsite besuchen.

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    Disclaimer

    Dieser Post "Wohnmobilvermietung - Hat sich das gelohnt?" spiegelt meine Meinungen und Erfahrungen zu den dargestellten Themen wieder. Er beinhaltet keine Anlage- oder Investmentempfehlung.

    Ausgehende Links sind teilweise Affiliatelinks, für deren Nutzung eine Vermittlungsprovision an mich fließen könnte.

    Ein Gedanke zu „Wohnmobilvermietung – Hat sich das gelohnt?“

    1. Im Waschanlagenbild sieht man noch dein (ehemaliges) Kennzeichen. Auf den anderen Bildern nicht, falls du es noch schwärzen möchtest…

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