Palim Palim, vor etwas über einem Jahr im August 2022 habe ich darüber berichtet, dass ich über mein kleines Nebengewerbe ein E-Lastenrad gekauft habe. Zum Beitrag „E-Lastenrad mit Förderung“. Das angeschaffte CAGO FS 200 wurde massiv durch die BAFA und Progress NRW gefördert und ist seit dem Teil unseres Alltags. Da nun ein Jahr vergangen ist, wollte ich euch auf den neuesten Stand holen und einen kleinen Erfahrungsbericht abliefern, wie sich die ersten 2.000km Lastenrad angefühlt haben.
Erstmal die gute Nachricht für alle Unternehmer und Kleinunternehmer. Beide im alten Beitrag beschriebenen Fördertöpfe der BAFA und von Progress NRW gibt es noch immer. Ein Cargobike mit Förderung von > 40% ist über die Firma oder das Kleingewerbe möglich.
Privatpersonen sollten sich ebenfalls lokal bei ihren Städten und Gemeinden schlau machen. In meiner Heimatstadt Bielefeld ist beispielsweise in der letzten Woche wieder ein Fördertopf für private Lastenräder mit bis zu 35% Förderhöhe veröffentlicht worden. Hier geht es zu den Beispielbedingungen. Bei solchen Themen muss man allerdings auf dem Laufenden sein. Leider sind die Fördertöpfe meist sehr schnell ausgeschöpft. In München scheint es im Moment zumindest bis zu 500€ Förderung zu geben, wenn man sich für ein Lastenrad entscheidet. Hier geht es zu den Beispielbedingungen.
Nun zum eigentlichen Grund dieses kleinen Beitrags. Wir nutzen unser Lastenrad mittlerweile seit über einem Jahr und ich wollte zurückschauen, ob es sich gelohnt hat und von unseren Erfahrungen berichten.
Im folgenden Bild seht ihr ein kleines Beispiel für welche Strecken das CAGO bei uns typischerweise genutzt wird.
Kilometerzähler
Ob sich das Lastenrad lohnt oder nicht lässt sich einfach an den gefahrenen Kilometern feststellen. Für die ersten 2.000km haben wir 14 Monate gebraucht. Von Anfang August 2022 bis Anfang Oktober 2023, das sind um die 150km im Monat und die Strecke finde ich schon recht ordentlich. Natürlich sind es in den Sommermonaten eher 200km im Monat und im Winter eher 100km im Monat. Hauptgrund: Wir machen im Winter einfach weniger lange Ausflüge.
Übrigens war die längste Tour mit dem Lastenrad, die wir unternommen haben 82km an einem Tag und mit einer Akkuladung. Ein Kindergeburtstag zu dem wir eine Teilstrecke dann noch gemeinsam mit Freunden gefahren sind und dafür einen Umweg gemacht haben. An dem Tag haben sich die 2 parallel betriebenen Akkus mit je 625wh auf jeden Fall gelohnt. Aber auch in anderen Situationen sind wir dankbar dafür gewesen nicht so genau auf den Ladestand des Lastenrads gucken zu müssen oder Ladegeräte mitnehmen zu müssen.
Insgesamt ist es aber so, dass der Großteil unserer Fahrten zwischen 5-10km beträgt, wie oben auch zu sehen ist.
Autoersatz
Wir haben mittlerweile unseren Zweitwagen verkauft. Die 2.000 km Laufleistung des Lastenrades entsprachen nahezu der jährlichen Fahrleistung von Frau Sparhörnchens Auto. Nachdem wir im Juli festgestellt haben, dass das Auto von Frau Sparhörnchen drei Monate lang fast nicht bewegt wurde, haben wir uns zum Verkauf entschlossen und es auch in den drei Monaten seit dem nicht vermisst.
Wir denken auch im Winter wird uns der Wagen nicht fehlen. Den Zweitwagen abzugeben hat noch zusätzliche positive Effekte. Wir haben jetzt viel mehr Platz vor dem Haus und die Kinder können besser auf dem Hof spielen. Vor allem aber ist eine potenzielle Belastung durch hohen Reparaturaufwand und eventuelle Pannen entfallen. Wer den Blog schon länger liest, der weiß, dass ich an Frau Sparhörnchens Auto schon mehrfach herumschrauben musste. Also war der Moment als das Fahrzeug vom Hof gerollt ist sehr befreiend.
Nutzungsprofil
Das Lastenrad hat bei uns kein normales Fahrrad ersetzt. Unsere Kinder fahren noch immer jeden Tag mit ihren eigenen Fahrrädern zur Kita und auch Frau Sparhörnchen und ich fahren unsere Arbeitswege von 1,5 km und ca. 6km pro Weg mit dem normalen Fahrrad. Das Lastenrad wird dazu genutzt Pakete für meine UG zu befördern, Einkäufe zu erledigen und um die Kinder auf Strecken von 8km bis 80km (Tagesrekord) zu transportieren. Da die eigene Fahrradreichweite eines 5 und eines 3 jährigen im Stadtverkehr bei ca 8km aufhört. Das Lastenrad verlässt die Garage bei uns etwa alle 2-3 Tage für Strecken zwischen 3-5km (mal kurz Pakete zur Packstation bringen oder Einkäufe erledigen) und am Wochenende im Sommer auch gern mal 50km (Besuch bei Oma und Opa oder Freunden).
Wenn wir gemeinsam lange Touren mit dem Lastenrad machen, nutzen wir als Zweitrad bisher immer ein von Oma und Opa ausgeliehenes E-Bike. Mit einem normalen Fahrrad ist es in unserer Region wegen der einen oder anderen Steigung schon sehr herausfordernd den Schnitt von 22-24kmh mitzuhalten den das Lastenrad locker schafft.
Kosten
Ich hab offensichtlich einen Hang dazu Dinge von der kaufmännischen Seite zu betrachten, daher darf dieser Indikator natürlich nicht fehlen. Die hohen Anschaffungskosten und Versicherungskosten sind für unser Luxuslastenrad natürlich nicht zu vernachlässigen. Grob 4.700€ Anschaffungskosten einmalig und 250€ Versicherung + Schutzbrief jährlich. Das ist ein hoher Preis für ein Fahrrad. Die Verschleißkosten liegen bisher bei nur 30€ für einen neuen Reifen und die Energiekosten kann ich schätzen auf insgesamt 10-15€ (ca 20-25 Ladezyklen in unsere 1.250wh Akkus für 2.000km). Im Gegensatz zum Unterhalt eines Zweitwagens ist die laufende Kostensituation damit aber sehr überschaubar. Allein das Benzin für 2.000km in einem alten Auto hätte bereits 238€ gekostet. Die Kosten für Versicherung, Steuern und Verschleiß sind dabei noch garnicht in Erwägung gezogen.
Interessant wird am Ende der Werterhalt des Lastenrades. Die meisten gebrauchten E-Lastenräder, die ich mir bisher so angeschaut habe, liegen nach 3-4 Jahren bei 50-65% des Neupreises. Wir wissen nach einem Jahr aber natürlich nicht, wie lange uns das Lastenrad begleiten wird.
An dieser Stelle sei ergänzend erwähnt, dass man sich den Schutzbrief zur Versicherung auf jeden Fall leisten sollte. Wir hatten auf einer Tour das Pech, dass sich in die sehr soliden Reifen ein harter Metalldraht gebohrt hatte und das Rad innerhalb von Sekunden komplett platt war. Passiert ist diese Panne knapp 10km von zu Hause entfernt. In diesem Fall sind wir vom Pannendienst mit einem ausgewachsenen Abschleppwagen abgeholt worden. Ohne Schutzbrief hätte allein diese Panne zwischen 150-180€ gekostet.
Die Gesundheitskosten des Lastenrades sind für uns persönlich bisher nicht existent. Wir hatten weder einen Unfall, noch ist E-Lastenrad fahren so anstrengend, dass wir körperliche Verschleißerscheinungen hatten. Nehmen wir an, wir sind die 2.000km mit unserem üblichen Schnitt von 22kmh gefahren. In diesem Fall waren wir ca 90 Stunden mehr draußen unterwegs und haben uns bewegt, als im letzten Jahr. Insbesondere mir, der den ganzen Tag sitzend vor dem Rechner zubringt tut ein solcher Ausgleich natürlich richtig gut.
Die Kosten in Bezug auf die Umweltbilanz sehen übrigens für ein Lastenrad ebenfalls ganz gut aus. Da wir derzeit Ökostrom einkaufen liegt die Emmission für die gefahrenen 2.000km bei rechnerisch 0 Tonnen CO2. Mit dem Auto von Frau Sparhörnchen hätten wir bei 0,57 Tonnen CO2 gelegen. Etwas getrübt wird das Thema von der Produktion. Zahlen für ein Lastenrad gibt es hier nicht. Aber ein E-Bike kommt dabei wohl auf ca. 100kg CO2. Insgesamt ist der Umwelteffekt wenn man ein Auto durch ein Lastenrad ersetzt aber scheinbar schon nach dem ersten Jahr positiv.
Wie ist das CAGO FS 200?
Mein Erfahrungsbericht ist stark beeinflusst von dem Lastenrad, für das wir uns letztes Jahr dann letztendlich entschieden haben. Das CAGO hat diverse Features, an die ich mich mittlerweile sehr gewöhnt habe. Ganz weit oben auf dieser Liste steht die automatische Nabenschaltung, der Riemenantrieb und die Seilzuglenkung, die dafür sorgt dass man einen sehr engen Wendekreis hat.
Mit diesen Features fährt sich das Fahrrad angenehm zügig und wendig im Straßenverkehr, wenn man erstmal verstanden hat, wie alle Bauteile zusammenspielen.
Für den Transport von Kartons und Kisten ist es besonders Hilfreich, dass die Ladebox Standardmaße hat, die auf Euroboxen ausgelegt sind und damit eine Grundfläche von 60x40cm gut fassen kann. Auch die Federung des gesamten Lastenrads sorgt dafür, dass Alles unbeschadet ankommt.
Aktuell bin ich sehr froh, dass wir viel Geld in unser Projekt Lastenrad investiert haben und uns vom hohen Kaufpreis nicht haben abschrecken lassen. Einige der Teuren Extras, die das CAGO mitbringt sind ihr Geld wirklich wert. Das war aber natürlich vor allem aufgrund der sehr sehr hohen Förderung möglich und sinnvoll. Ohne die Zuschüsse wäre das Budget ähnlich gewesen, aber das Lastenrad hätte deutlich weniger luxuriös ausfallen müssen.
Wir wären nicht bereit gewesen im Worst-Case-Szenario in den nächsten 5 Jahren jedes Jahr 1.000€ Wertverlust auf unser Lastenrad hinzunehmen.
Fazit nach 2.000km Lastenrad Erfahrung:
Ich bin mittlerweile begeisterter Lastenrad-Fahrer, auch wenn ich zu Beginn dieses Experiments sehr skeptisch war. Mir macht es Spaß mit dem Fahrzeug unterwegs zu sein, keine Parkplatznot zu haben und die schnellen Wege durch die Stadt nehmen zu können. Ich hätte nie gedacht, wie schnell man sich an die großen Ausmaße etc gewöhnt. Wäre unsere Kita weiter entfernt oder weniger verkehrsgünstig gelegen und das Lastenrad hätte noch eine zusätzliche Aufgabe im Alltag, wären mittlerweile sicher schon 3.000-4.000km auf dem Tacho.
Ich bin gespannt wie sich die Nutzung weiter entwickelt, wenn die Kinder größer sind und noch längere Strecken selbst fahren. Nach jetzigem Stand würde ich das Fahrrad für meine Touren zu DHL Shops und Packstationen für die UG und für die laufenden Besorgungen trotzdem behalten. Dann sind es vielleicht nur noch 1.000km im Jahr, aber günstiger als ein Zweitwagen wäre es allemal.
Seid ihr schon mal Lastenrad gefahren? Überlegt ihr eins zu kaufen? Wie ist euer Fazit bis jetzt? Sind noch mehr Zweitwagen dem Lastenrad zum Opfer gefallen?
Wenn ihr Fragen oder Anmerkungen zu diesem Thema habt nutzt gern die Kommentarfunktion, oder schreibt mir über das Formular eine Email.
Disclaimer
Dieser Post "2.000 km Lastenrad - Wie läufts?" spiegelt meine Meinungen und Erfahrungen zu den dargestellten Themen wieder. Er beinhaltet keine Anlage- oder Investmentempfehlung.
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